Jan Neuber

Lebenslauf

Jan Neuber schloss sein Studium der Wirtschaftswissenschaften als Diplomkaufmann 2006 ab. Seitdem ist er bei Otto A. Müller Recycling beschäftigt und handelt vornehmlich mit biogenen Rohstoffen. Seit 2015 liegt sein verstärkter Fokus auf neuen Ideen im Upcycling von Nebenprodukten.

Eine Sichtweise der Kreislaufwirtschaft basierend auf Upcycling von Nebenprodukten

Tandem

Für eine nachhaltigere Welt müssen wir unseren Blickwinkel auf die Ressourcen ändern. Es reicht nicht aus, von Einwegprodukten wegzukommen oder auf nachwachsende Rohstoffe umzusteigen, wir müssen den Kreislauf schließen, wie wir unsere Ressourcen (wieder) in Umlauf bringen. Dies sollte unseren Fokus auf den übersehenen Strom von Nebenprodukten in unserer Industrie lenken. Diese Ressourcen verlassen den Recyclingkreislauf oft für immer. Viele Mengen werden verschwendet oder weit unter Wert genutzt. Dabei sind sie eine billige und niedrig hängende Frucht auf unserem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Doch um das Potenzial zu heben, müssen wir unseren Umgang mit Nebenprodukten und Rohstoffeinsatz anpassen. Es ist ein Muss, bei Nebenprodukten über den Tellerrand zu schauen und Industrieströme zu vernetzen. Angetrieben von der Frage: "Wie können wir den Recyclingkreislauf in unserer Wirtschaft auf wirtschaftliche Weise erweitern?" Viele Nebenprodukte können ohne chemische Behandlung wiederverwendet werden, indem man die Materialien einfach reinigt, trocknet, mahlt oder siebt und sie so homogener und weniger zufällig in der Qualität macht. Insbesondere trockene Schüttgut-Nebenströme der Lebensmittelindustrie können nach einer Low-Tech-Behandlung in verschiedenen Anwendungen und Industrien eingesetzt werden, wie z.B.

  • Ölbohrung
  • Baumaterial
  • Aktivkohle
  • Filtration
  • Kunststoffe
  • Gießerei
  • Klebstoffe
  • Papier
  • Bodenbeläge
  • Beschichtungen
  • Polieren
  • Kosmetika

Angemessene Mengen werden bereits von verschiedenen Industrien verwendet, die von ein paar Tonnen bis zu Tausenden von Tonnen pro Jahr reichen. Dennoch wird der Großteil der Bioströme in Europa derzeit noch für die Verbrennung, die anaerobe Vergärung, den Kompost oder als Bodenverbesserer verwendet, ganz zu schweigen von der Situation in Entwicklungsländern.

Reststoffe aus der Kaffeeproduktion

Die Kaffeeproduktion in Europa zeigt einen guten Weg, wie Upcycling für Nebenströme beginnen und nachhaltiger werden kann, indem ehemalige Abfallprodukte in wertvolle Ressourcen verwandelt werden. Nebenprodukte bei der Kaffeeproduktion

a) Kaffeeröstung → Silberhaut (geringes Gewicht)

b) Kaffee-Extraktion → Kaffeesatz (nass)

Upcycling-Ideen für Kaffee-Nebenströme sind Bodenbelagszusätze, Kunststoffverbindungen, Aktivkohle oder Holzbeize.

Hürden für die Kreislaufwirtschaft

Die größten Hürden auf dem Weg zu recycelten Ressourcen sind meist keine technischen Einschränkungen, sondern oft die nicht regelmäßig angepasste Regulierung für die sich schnell verändernde Kreislaufwirtschaft. Sie schränkt die Wiederverwendung solcher Materialien ein und zwingt große Mengen zum Downcycling (z.B. Verbrennung / Kompostierung). Ein erwähnenswertes Thema ist die aktuelle Verordnung für Materialien mit Lebensmittelkontakt (FCM), die die Verwendung von Materialien in Kombination mit Kunststoffverbindungen mit einer Positivliste einschränkt. Nur eine Handvoll Biomaterialien sind derzeit auf dieser FCM-Liste. Ein langwieriges und kostspieliges Verfahren zur Erweiterung der Liste stoppt viele interessante Upcycling-Ideen bereits im Ansatz